…so war das alles nicht geplant.

Als Bernd Backes mit dem Jiu Jitsu anfing, tat er dies´ eigentlich nur, um den Jugendtrainer Jörg zu unterstützen. Bernds Söhne trainierten bei Jörg und dieser brauchte dringend Hilfe, um die immer größer werdende Kindergruppe - diesen „Sack voller Flöhe“ - zu bändigen. Dafür musste Bernd erst einmal kein Jiu Jitsu können – seine Vorkenntnisse im Judo und Karate, die er als Teenie erlangt hatten, reichten völlig. Aus der Unterstützung von Jörg wurde eine (Trainings)freundschaft und bald schon legte Bernd mit Hilfe von Jörg seine erste Prüfung im Jiu Jitsu ab. Nun war sein Gürtel gelb. Es dauerte nicht lange, dann stand wieder eine Prüfung für Bernd an – und schon hatte er den orangen Gürtel.

Nach einer längeren Zeit des Trainings kam Trainer Benedikt auf ihn zu, ob er nicht mal so langsam seinen Grüngurt machen wollte. Nichts ahnend stimmte Bernd zu. Auch die Frage, ob er diese Prüfung nicht als Anschauungsobjekt auf einem Prüferlizenz-Lehrgang des Landesverbandes machen wollte, weckte keinerlei Mistrauen – Bernd stimmte auch hier zu. Als er dann, als einziger Prüfling in einer riesigen Halle stand, ihm gegenüber über 30 Prüfer – da war er sich sicher, dass er sich diesen Tag anders vorgestellt hatte. Denn für die Prüfer war diese Veranstaltung eine super Übungssituation. Eine echte Prüfung, mit echter Nervosität und echten Fehlern. Immer wieder wurde Bernd unterbrochen, die Prüfer diskutierten hierüber und darüber – dann musste Bernd weiter machen.

Doch auch diese Prüfung war irgendwann zu Ende – nun hatte Bernd den grünen Gürtel. Ein Link zu: "Allein unter Schwarzgurten"

„Nach grün kommt blau,“ erklärten ihm die Trainer. Seine Jungs, wegen denen er eigentlich mit zum Jiu Jitsu gegangen war, hatten mittlerweile andere Sportarten für sich entdeckt und mit dem Selbstverteidigungs-Training aufgehört. Aber Bernd bekam immer mehr Spaß an dieser Kampfkunst und im nächsten Winter legte er eine – fast ganz normale – Blaugurtprüfung ab. In der Halle war es kalt und sowas macht das Bewegen nicht leichter – aber sonst – eine schöne Prüfung und Bernd war mit seinem Blaugurt zufrieden.

„Braun steht an,“ sagten die Trainer, aber Bernd war für sich mit Prüfungen fertig. Doch er ergab sich seinem Schicksal und bereitete sich vor. Über ein Jahr trainierte er hart. Dann - im Frühjahr 2020 wollte er den braunen Gürtel angehen. Doch wieder kam es anders als geplant – Lockdown – keine Prüfung. Bernd war ziemlich frustriert, aber auch der Lockdown ging vorüber – genauso wie der Frust. Zweiter Anlauf – Herbstprüfung – zweiter Lockdown. Eigentlich waren noch über zwei Wochen Training geplant – aber jetzt musste alles ganz schnell gehen. Die Führungsriege der Jiu Jitsu Union organisierte fast über Nacht noch eine Landesprüfung auf den letztmöglichen Tag. Wieder kam alles für Bernd anders – er war ziemlich überrascht, als er erfuhr, dass er „morgen“ seine Braugurtprüfung ablegen sollte, statt erst in 18 Tagen. Aber seine Prüfungskarriere war bisher immer überraschend gewesen – da kam es auf diese Wandlung auch nicht mehr an. Eine überstandene Coronainfektion warf lange Schatten und so hatte Bernd nicht nur mit Partner Jörg, sondern auch mit enormen Luftproblemen zu kämpfen. Aber Bernd wäre nicht Bernd, wenn er sich nicht auch erfolgreich durch diese Nummer gequält hätte. Und also – Bernd Backes – 1. Kyu Jiu Jitsu – brauner Gürtel (Bernd Backes und sein steiniger Weg zum 1. Kyu Jiu Jitsu).
Und dabei wollte er doch eigentlich nur vor ein paar Jahren… ach was soll´s.

„Schwarzer Gürtel…“ hieß es dann von den Trainern. Nun wollte Bernd zwar den schwarzen Gürtel machen, aber dann sollte auch genug sein. Und so viel Fallen und Werfen wollte er auch nicht mehr. So meldete er sich zur Prüfung zum schwarzen Gürtel „shiruba“ Jiu Jitsu an. Dieses ist ein Jiu Jitsu Stil der JJU, bei dem auf Fallen und Werfen verzichtet wird. Auch kann der Prüfling einen Teil der Prüfung – die Kata – frei wählen. Das kam Bernd sehr entgegen. So näherte sich der Prüfungstag. Als es dann soweit war, war er wieder der einzige Prüfling. Und wieder war es in der Halle eisigkalt. Doch diese Szenarien kannten Bernd und Partner Jörg ja schon nur zu gut. Auch wenn Bernd sich schon etwas seltsam vorkam, als er sich mit Jacke über dem Budo-Gi, Socken und Mütze warm machen musste.

Und dann endlich war es geschafft – die letzte Jiu Jitsu-Prüfung für Bernd ging dem Ende entgegen. Überglücklich nahm er die Urkunde und den schwarzen Gürtel entgegen. Wobei er doch eigentlich nur seine Jungs zum Training bringen wollte – eigentlich…!

Jetzt - Bernd Backes sensei, 1. Dan Jiu Jitsu!