«Blackout»     oder    Wie Uke meine Prüfung bestand

Wir hatten echt viel trainiert und immer wieder an den einzelnen Punkten unserer Programme gefeilt, vorher.
Mein Uke und ich, sowie auch ich sein Uke bin, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Klar, Corona, plötzlich einsetzende Vaterschaft und sonstige Umstände hinderten uns natürlich immer wieder mal daran, zusammen auf die Matte zu gehen und die Bewegungsabläufe einzustudieren. Aber im Grunde war das ja auch alles kein Hexenwerk. Aufbauend auf der Gelbgurtprüfung hatten wir an der ein oder anderen Stelle noch etwas ergänzt, da etwas gestrichen oder leicht angepasst.

Und die Trainer gaben immer wieder Tipps, schüttelten oder nickten mit dem Kopf und feilten mit uns an „unserem“ Stil.

Wir waren bereit.

Der 29. November, meine Prüfung.

Beim Aufwärmen und vor der eigentlichen Prüfung hatten wir noch Gelegenheit, mein Programm durchzugehen, dass Geübte zwei-, dreimal abzuspulen. Alles klar.

Natürlich war ich trotzdem nervös, da halfen auch keine bald 50 Lebensjahre oder 2 Zentner Lebendgewicht.

Es wurde auch nicht gerade dadurch besser, dass unmittelbar vorher zwei junge Menschen scheinbar mühelos und mit Bravour ihr Prüfungsprogramm darboten.

Half ja nix, der Aufruf kam, die Prüfung hatte begonnen.

Die Grundtechniken klappten soweit ganz gut. Lief.

Aber dann „Abwehr gegen…“.

Ich kann es nur so beschreiben: Die meiste Zeit über wusste ich wirklich nicht mehr, welche Übung gerade abgeschlossen war, was wohl der unmittelbar nächste Angriff sein könnte oder was danach zu erwarten wäre. Nix, weg, Blackout!

Wie gut, dass wenigstens mein Uke alles im Griff hatte. Er machte fröhlich weiter, auch wenn ich nicht richtig stand, wenn meine Abwehr zwar irgendwie zum Angriff passte, aber mit dem Eingeübten nicht wirklich viel zu tun hatte. Uke gab mir Signale und schaffte es, mich bis zu den "Tritten" zu lotsen. Ab hier wusste ich wieder, wo ich war und was nun folgte.

Am Ende dann der Abtritt von der Matte und – seltsamerweise – schon die ersten Glückwünsche. Ich war so unzufrieden. Furchtbar.
Dennoch, den Orangegurt trage ich nun mit Stolz.

Und die Moral von der Geschicht‘:
Euer Uke ist der wichtigste Mensch im Training und bei der Prüfung. Seid nett zu Ihm. Seid selbst ein guter Uke, immer. Habt Spaß miteinander, vertraut einander. Er wird für Euch da sein. Und Ihr für ihn.

Danke Uke, danke Manuel!