Sondertraining: Abwehr gegen Messerangriffe

 

Bild 1Kaum etwas wird derart kontrovers in der Kampfkunst-Welt diskutiert, wie das Abwehren von Messerangriffen. Wir wollten es wissen und haben ein Sondertraining zu diesem Thema abgehalten. Da wir mit sogenannten Farbmarkier-Messern arbeiten wollten, haben wir an diesem Tag auf das Tragen unserer weißen Gis verzichtet und ältere, helle Sportkleidung gewählt. Die Messer sind aus Kunststoff mit einer breiten Schneide, auf die Filz aufgebracht ist. Dieser wird mit einer Art Lippenstift eingerieben und hinterlässt auf der Trainingskleidung deutliche Spuren eines Treffers.
Doch bevor es soweit war, galt es den Umgang mit dem Messer zu üben. Eine Abwehr zu trainieren setzt natürlich einen ernsthaften Angriff voraus. Hierfür hatten sich unsere Trainer Andrea und Benedikt einige Messerdrills überlegt, bei denen es um gezielte Messerstiche und -schnitte ging.
Hier kam damit auch schon die erste Bergetappe des Abends. Bis zu sieben Bewegungen - Stiche, Schnitte, Ausweichen und Blocken - galt es mit dem Partner in einer festen Reihenfolge zu beherrschen, wobei mit der letzten Technik auch noch Angreifer und Verteidiger die Rollen wechselten. Dass es bei einer Hallentemperatur von weit über 25°C schwer fällt sich zu bewegen oder sich zu konzentrieren, ist wohl leicht verständlich. Beides zusammen stellte sich dann als wahre Herausforderung dar.
Dann folgten die ersten Techniken mit den Farb-Messern. Aufgabe des Angreifers waren wilde, scheinbar unkontrollierte Stiche und Schnitte zum Bauch und zu den Armen.Bild 2 Hier galt es, den Messerarm zu blocken - einfach nur nicht getroffen werden. Der erste Stich kam - alles chic - aber schnell folgten ein zweiter, dritter, vierter… und schon hatten die ersten Sportler drei Striche auf dem Shirt. So ging´s also nicht. Die Verteidiger mussten sich schneller und vor allem lockerer bewegen. Die Treffer wurden weniger. Ziel bei dieser Übung war nicht, den Angreifer zu überwältigen, sondern nicht getroffen zu werden um dann möglichst schnell abhauen zu können. „Das“, betonten die Trainer, „ist überhaupt das Wichtigste! Nicht getroffen werden - nicht den Helden spielen - keine Verletzungen!! Wie bei allen Bedrohungen mit einer Waffe gilt auch beim Messer, sich Risiko und Nutzen im Vorfeld klar zu machen. Ein Handy kann man ersetzen, wenn es Dir abgepresst wird - eine Verstümmelung durch ein Messer bleibt!“ Und so galt es dann auch bei den weiteren Techniken, keine hollywoodtauglichen Stunts zu trainieren, sondern zu üben, Verletzungen zu vermeiden und sich lediglich - aber möglichst effektiv - den Fluchtweg freizukämpfen.
Trotz der Hitze in der Halle griffen sich die Sportler immer wieder an - verteidigten sich immer wieder. Die Verteidigung gegen ein Messer ist sehr schwer und gefährlich, das wurde an diesem Abend jedem bewusst. Aber auch bewusst wurde, dass man durch regelmäßiges Training seine Chancen verbessern kann - und das ist das Ziel!

 

(Text: Benedikt Meinhardt)