Die Nippons bei DATU Dieter Knüttel

 

Ein Samstagnachmittag im Februar, es war kalt, nass und grau - eigentlich ein klarer Fall für ein Sofa vor einem Ofen. Oder für einen Lehrgang bei einem DATU. DATU ist ein philipinischer Fürsten- oder Häuptlingstitel. Aber natürlich waren wir am 1. Februar nicht mal eben auf den Philippinen, auch wenn die Regenmenge vor der Halle an einen Monsun hätte erinnern können. Nein, dieser DATU kam aus Dortmund nach Velbert.
Dieter Knüttel, Großmeister des Modern Arnis, wurde der Ehrentitel auf den Philippinen für seine Verdienste um diese Kampfkunst verliehen.
Am 1. Februar war er Referent auf dem vom Modern Arnis Velbert ausgerichteten Lehrgang. Der Trainer des MAV, Martin Kosa, hatte uns eingeladen, und gerne waren wir dieser Einladung gefolgt. Ähnlich außergewöhnlich wie ein Training bei Dieter Knüttel war auch das diesmalige Thema: Selbstverteidigung mit dem Impact Kerambit. Bei diesem Instrument handelt es sich um eine aus einem Fahrradwerkzeug entwickelte Waffe zur Selbstverteidigung. Schöpfer dieses außergewöhnlichen Teils ist Datu Kelly S. Worden aus den USA.
Dieter Knüttel zeigte auf seinem Lehrgang, wie man das Impact Kerambit als Schlagverstärker oder Druckpunktverstärker nutzen kann.
Schnell merkten wir, dass solch ein Stück Kunststoff ein extrem schmerzhafter Gegner für Muskulatur, Knochen und Gelenke werden kann, wenn sein Träger weiß, wie man mit einem Travel Wrench, wie es auch genannt wird, umzugehen hat.
Der Zeigefinger steckt ähnlich wie bei einem Kerambit-Messer in einem Ring; der größte Teil des Werkzeugs liegt in der Hand und unter der Hand schaut eine Art Bügel heraus.
Geschlagen, gedrückt oder gequetscht wird dann sowohl mit dem Ring, als auch mit dem Bügel.
Zusammen mit über 70 anderen Kampfsportlern aus den verschiedensten Stilen griffen wir uns an und verteidigten uns mit dem IK.
„Puh,“ hörte ich plötzlich neben mir einen Sportler aufstöhnen, „das gibt aber einen blauen Fleck. Da war ich wohl zu langsam…“ Hiervon abgelenkt ereilte mich dann sofort das gleiche Schicksal.
Vier Stunden war der Lehrgang angesetzt, und wir waren immer wieder überrascht, wie leicht und garstig man einen „Plaste-Bügel“ zum Selbstschutz einsetzen kann.
„Ein weiterer Vorteil des Impact Kerambit ist,“ erklärte Dieter und gab damit unserer Muskulatur Zeit, sich kurz zu erholen, „dass dieses Ding nicht als Waffe zählt. Ihr dürft es also in Eurer Tasche tragen, wenn Ihr unterwegs seid. Und - solltet Ihr es einsetzen müssen, und im Handgemenge verliert Ihr es, kann Euer Angreifer damit vielleicht nichts anfangen. Schließlich muss man den Umgang mit dem Impact Kerambit fleißig üben.“ Das galt es jetzt auch weiter zu tun.
Mit unseren neuen Kunststoffbügel in der Tasche und um einige Erfahrungen reicher, verließen wir nach dem Lehrgang das Dojo der Kampfkunst-Nachbarn in Langenberg. Zuvor schauten wir aber noch bei den im Anschluss an den Lehrgang angesetzten Gürtelprüfungen zu. Auch dieses Spektakel war ein Erlebnis, denn Prüfungen im Modern Arnis laufen ganz anders ab, als bei uns im Jiu Jitsu.
Ein durch und durch gelungener Kampfkunst-Samstag, an dessen Ende unsere Pässe um die Unterschrift des zur Zeit einzigen europäischen DATUs reicher waren.

Text: Benedikt Meinhardt