Selbstverteidigung mit Schlägen und Tritten

 

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„Ich fürchte nicht den Mann, der 10.000 Kicks einmal trainiert hat, aber ich fürchte den Mann, der einen Kick 10.000 mal trainiert hat.“

Dieses Zitat von Bruce Lee stand in riesigen Buchstaben an der Wand des Dojo des Nippon, als am 27.10. dort ein Landeslehrgang der JJU NW stattfand. Referent dieses Events war unser Trainer Benedikt, der mit seinem 4. Dan schon zu den höheren Danträgern des Landesverbandes gehört. Vielleicht war es dieser Tatsache geschuldet, dass fast 40 Jiu Jitsuka aus verschiedenen Vereinen nach Velbert gekommen waren, um an jenem Sonntagmorgen dabei zu sein. Vielleicht war es auch das Lehrgangsthema gewesen: „Schlag- und Trittkombinationen in der Selbstverteidigung“. Oder vielleicht wussten auch schon einige aus der Vergangenheit, dass bei Benedikt und seinem Trainingspartner Adam ein lehrreicher aber auch kurzweiliger Vormittag zu erwarten war. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus allem dreien.
Nach einer kurzen Vorstellung ging es dann auch um kurz nach zehn gleich zackig los. Zuerst ein paar lockere Bewegungen zum ersten Warmwerden, dann folgten gleich zwei Drills zum Einsatz der Ellenbogen und Unterarmknochen als Schlagwaffe. „Das erste koordinativ anspruchsvolle Schmankerl,“ hatte Benedikt es genannt, und das war es auch. Ellenbogenschläge machen, stoppen, umleiten, Blockbarrieren aus dem Weg räumen und fliegender Angreiferwechsel - und das sonntags morgens, kurz nach zehn. Danach waren wirklich alle wach.
Es folgten die ersten Abwehrtechniken unter Einsatz der eigenen Ellenbogen. „Nur um es gleich vorab klar zu sagen,“ erklärte Benedikt, „dieses sind keine Abwehrtechniken für ein Rempeln in der Kneipe. Ellenbogenschläge verletzen, sie zerstören - wir üben gerade für die Selbstverteidigung - wenn es wirklich eng wird. Und…“ - ein Fingerzeig zu dem großen Bruce-Lee-Banner -„…wenn ihr diese Bewegungen wieder und wieder und wieder trainiert. Nur dann gehen sie in Fleisch und Blut über und werden zu natürlichen Bewegungen.“ Es folgten Abwehren gegen das Gegriffen werden an der Hand, dem Revers, den Haaren, gegen Umklammerungen und Angriffen mit verschiedenen Schlägen. Die Abwehren bestanden ausschließlich aus Schlägen und Tritten - das war die ausgeschriebene Voraussetzung, der Benedikt und Adam sich nur allzu gerne gestellt hatten. Dabei betonte Benedikt immer wieder, dass es keine „Karate-Schläge“ oder „Kung-Fu-Schläge“ oder „Box-Schläge“ für ihn gibt. Es gibt nur Schläge - und man beherrscht sie oder man beherrscht sie nicht. In letzteren Fall muss man sie üben bis man sie beherrscht. Genauso verhält es sich mit verschiedenen Tritten.
Benedikt zeigte auch den Einsatz von Handpratzen zum Training von Tritt-, Schlag- und Blocktechniken. Für einige Sportler gab es hierbei teils ungewohnte Möglichkeiten, mit einer Handpratze zu arbeiten. „Da gilt dasselbe, wie für die Schlag- und Tritttechniken an sich, “ erklärte der Referent, „hier hilft nur üben, üben und nochmals üben…“
Seinen Blick über den Jiu Jitsu-Tellerrand stellte Benedikt unter Beweis, als er ein sehr traditionelles Trainingsgerät aus China vorstellte. Das Training mit dem Bambusring kann auch Jiu Jitsukas helfen, schnelle Block- und Schlagtechniken zu erlernen.
Den Applaus am Lehrgangsende hatten sich Benedikt und Adam ohne Frage verdient.

(Fotos: Julia vom J-Team, Text: Andrea Landich)